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Story Time Wir erwecken die alte Tradition des Geschichtenerzählens wieder. Erzählt uns eure Geschichten und Witze.

 
 
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Alt 11.08.2008, 13:09
Elke Elke ist offline
Anfänger
 
Registriert seit: 11.08.2008
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Elke Stammes Mitglied
Standard Der Laubfrosch

Hallo,
mir hat die Story Time in unserem Clanleben beim Fortgeschrittenenkurs so gut gefallen und ich bin am tüfteln, wie ich das besser in mein Alltagsleben integrieren kann. Hier nun mein Beitrag:

Zu Zeiten, als Menschen und Tiere noch in Clans zusammen lebten und ihr Können und ihre Gaben miteinander teilten, trug sich diese Geschichte zu.
Es war einmal ein Laubfrosch, der lebte zufrieden in seinem Teich und liebte es, die Zeit mit schwimmen und quaken zu verbringen. Sein quaken wurde gerne gehört, was ihm sehr wohl tat, denn so fühlte er, dass er eine wichtige Aufgabe hatte und mit seiner Gabe dem Clan dienen konnte. Oft quakte er zu ganz bestimmten Momenten, das merkten die Menschen, die Tiere und die Pflanzen und sie sagten: ?Der Laubfrosch quakt, Zeit um sich am Feuer zu versammeln?, oder ?Der Laubfrosch quakt, Zeit um aufzustehen? oder ?Zeit um den Redestab zu nehmen?.
Wichtig wurde das Rufen des Laubfrosches und immer wichtiger nahm er seine Aufgabe. Es gab so viele Gründe und Anlässe um zu quaken, dass der Laubfrosch bald nicht mehr dazu kam, im Teich zu schwimmen und die Sonne zu genießen, sondern geschäftig von einem Ende des Teiches zum anderen eilte, um dort sein Quaken erklingen zu lassen. Das ging lange Zeit so, bis ihm die Eile und das geschäftig sein ganz in Fleisch und Blut übergingen. Zu dieser Zeit begann er müde zu werden und war nun nicht mehr so ganz zufrieden mit dieser Aufgabe. Dennoch eilte er geschäftig hin und her.
Am Rande des Teiches stand eine Pflanze mit wunderbaren gelben Blüten, die sich im zarten Wind bewegte. Oft eilte der Laubfrosch an ihr vorbei und sah sie kurz an. Im Vorübereilen sah er immer das gleiche ? ein Springkraut, das sich sanft im Wind bewegte, aber keinen Schritt von seinem Platz ging.
In diesen kurzen Blicken festigte sich ein Bild im Laubfrosch. Er sah eine Pflanze, die nur herumstand, anstatt sich zu eilen, um dem Clan zu dienen. Immer öfter blickt er geringschätzig auf das Springkraut und fing an, es im Vorübereilen in die Seite zu zwicken. Aber das Springkraut blieb stehen, an dem Platz wo es stand und es schloss oft die Augen. Immer fester schubste er die Pflanze und immer öfter schloss sie die Augen. ?Wie kann sie nur schlafen, während wir anderen unsere Aufgaben erfüllen, um dem Clan zu dienen?.
Das Springkraut aber stand nicht da, weil es den Wind genoss. Sein Wiegen im Wind war in Wahrheit ein Zittern. In früherer Zeit gab es böse Winde, die dem Springkraut eiskalte Botschaften zutrugen ?Was stehst du hier? Siehst du nicht, wie klein und schwach und hässlich du bist? Bist du es wert bei den anderen zu stehen??. Immer wieder hörte es diese Winde, bis es schließlich glaubte, was diese ihm zutrugen. Nun zitterte es im Wind und wartete voller Bangen auf deren kalte Worte. Es schloss die Augen und machte sich ganz klein, um dieser bösen Kälte zu entgehen. Dabei vergaß es all seine Kraft und Schönheit, die ihm, wie jedem Wesen, zur Geburt übergeben wurden. Seine wunderbaren gelben Blüten fingen an grau zu werden und zu welken, bevor sie recht erblüht waren.
Doch all das sah der Laubfrosch nicht in seiner Geschäftigkeit und er trug seinen Ärger im Clantreffen vor. Als der Redestab umging sprachen viele Tiere und Pflanzen, sie hätten bemerkt, dass mit dem Springkraut etwas nicht stimme und so könne es nicht weitergehen.
Weil aber das Springkraut so fest an seinem Platz stand, beschloss der Clan, zu ihm hinzugehen, um sich dort im Kreis der Wahrheit zu treffen. Erst wurden Speisen und Getränke gereicht, dem Springkraut aber war der Hals so zugeschnürt, dass es fast keinen Bissen herunterbekam und keinen Ton über die Lippen brachte. Dann begann der Laubfrosch quakend seine Wahrheit und seinen Ärger kund zu tun und in dem Moment ging ein Zittern durch das Springkraut. Im Kreis der Wahrheit gab es nun auch seine Wahrheit preis und erzählte von den kalten Winden und dem Zwicken des Laubfrosches, das sich auch wie ein kalter Wind anfühlte. Und alle im Kreis wussten wovon das Springkraut sprach, denn alle kannten diesen kalten Wind und hatten ihn in ihrem Leben schon irgendwann zu spüren bekommen, auch der Laubfrosch. Der Kreis der Wahrheit bewirkte, was er immer bewirkt: die Winde werden warm und ein Schleier zieht sich vor den Augen weg. Plötzlich fühlt ein jeder, wie es ist, in den Mokassins des anderen zu gehen und der Kreis füllt sich mehr und mehr mit Liebe.
Auch das Springkraut konnte in diesem Kreis die Augen öffnen und es geschah etwas Wunderbares. Aus den Augen des Springkrautes quollen Tränen, groß und rund und gefüllt mit uraltem Schmerz. Und im Kreis der Wahrheit wo die Sonne schien, fingen die Tränen an in allen Farben des Regenbogens zu glitzern und zu funkeln. Nie war das Springkraut schöner gewesen, wie in diesem Augenblick. Die Tränen fielen wie Edelsteine zu Boden und erfüllten den Kreis mit großer Kostbarkeit. Freigebig teilte das Springkraut seine Gaben mit seinen Clanmitgliedern. Diese Edelsteine aber waren Herzöffner. Sie bargen die Fähigkeit, ohne Schleier auf die Wesen der Erde zu blicken und ihnen tief ins Herz zu schauen, dort wo alle und alles miteinander verbunden ist.
Und ein jeder vom Clan verließ den Kreis der Wahrheit mit einem dieser Edelsteine ? als Gabe und als Aufgabe.
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