Einzelnen Beitrag anzeigen
  #6  
Alt 18.06.2008, 19:15
thrones_of_blood thrones_of_blood ist offline
Jäger
 
Registriert seit: 15.01.2008
Ort: Thun, Schweiz
Beiträge: 39
Renommee-Modifikator: 0
thrones_of_blood Stammes Mitglied
Standard

Hallo zusammen,

hier mal der Rest meines Tagebuches:


Samstag:

Vor Sonnenaufgang wurde ich von der Kälte geweckt. Ich warf einen kurzen Blick zu Patrick: Er schlief tief und fest… Ich kuschelte mich besser in den Schlafsack und schlief nach kurzer Zeit wieder ein. Später wurden wir von den ersten Sonnenstrahlen geweckt: Das war herrlich! Der Morgen war ziemlich kühl, aber wenigstens waren unsere Sachen nicht gross feucht geworden. Jetzt war ein Besuch auf der Latrine angesagt. Ich sage euch, es ist wirklich nicht appetitlich und schon gar nicht komfortabel. Danach suchte ich etwas Flechten zusammen, um ein Feuer zu machen, während Patrick dann auch endlich aus dem Schlafsack kroch. Zusammen kochten wir einen Liter Wasser ab. Dabei verbrannte ich mir höllisch die FingerDas erste Mal kam nun unsere Apotheke zum Einsatz. Ich zog mich um, während wir etwas Brot vom Vortag aufwärmten. Ich träumte dabei von einer heissen Tasse Kaffee. Nach dem Frühstück begannen wir, Holz zu sammeln. Dabei entdeckte ich unter einem Stück Ast einen wunderbaren Alpensalamander. Nach einem Fotoshooting hackten wir unser gesammeltes Holz in Stücke und machten uns einen richtig professionellen Scheiterhaufen. Ich baute währenddessen die Feuergrube um/aus. Aus unserem Blachenzelt diente mittlerweile eine Blache als Sitzgelegenheit. Wir kämpften damit, ein Feuer hinzukriegen um eine Suppe zu kochen. Als es endlich klappte, assen wir eine kräftige Bouillon. Am Nachmittag legte ich mich ein wenig auf die Blache, um die Sonne zu geniessen, die durch die Bäume auf unser Plätzchen schien. Ich schlief sofort ein…Als ich aufwachte sah ich schon Patrick, der fleissig am Holzhacken war. Ich begann ihm dabei zu helfen. Wir zündeten wieder ein Feuer an! Wir hatten am Ende dieses Nachmittags eigentlich schon alles ausprobiert, was wir im Survivaltraining ausprobieren wollten. Deshalb war die Motivation bei mir nicht besonders gross, noch 1 Tag länger hier zu bleiben. Trotzdem war ich fest davon überzeugt, das Projekt bis zum letzten Tag durchzuziehen. Als wir dem Bach entlang gingen, bemerkten wir, dass viel weniger Wasser floss! Wir schenkten dem zuerst wenig Beachtung und begannen damit, die Hütte zu verbessern. Als wir aber das Nachtessen zu uns nehmen wollten, bemerkten wir, dass das Bächlein mittlerweile fast kein Wasser mehr führte. Ohne Trinkwasser war es bei dieser Hitze recht gefährlich und wir hatten weniger als ein Liter. Ich hatte überall am Körper Verletzungen (Blasen, Schnittwunden, Verbrennungen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen). Wir mussten nun etwa 2km laufen, um an Trinkwasser zu gelangen. Dieses Wasser war aber wenigstens um einiges sauberer und war auch nicht mehr so gelb wie das vorher. Wir hackten nach dem Abendessen (Brot+Fleisch) noch etwas Feuerholz und unterhielten uns am Lagerfeuer über Gott und die Welt. Später, nach Sonnenuntergang, legten wir uns in unsere neue Hütte und redeten dort noch ein wenig. Mitten in der Nacht wurde ich von Patrick geweckt, da er aus dem Blachenzelt gerutscht war und fluchend wieder hinenrobben musste. Später wachte ich wieder auf, da ich Patricks Löffel im Rücken hatte. Jedenfalls wachte ich ein drittes Mal auf, da ich etwas Hässliches im Mund hatte, das, wie ich glaube, eine Spinne war.

Ich finde, Survival ist eine grosse psychische und physische Belastung. Es ist wahnsinnig anstrengend. Psychisch ist es insofern schwierig, da man immer an die Sachen denken muss, die man jetzt zuhause hätte. Das Wasser, das wir trinken mussten war nicht unbedingt ein Gourmetgetränk. Ich vermisste vor allem etwas Anständiges zu trinken und ein bequemes Bett. Eigentlich alles, was ich damals nicht hatte. Ausserdem ist es auch die Länge der Tage, die einem anhängt. Die Ruhe ist zwar wunderschön, kann aber auch sehr belastend sein, da man sich wirklich einsam fühlt.

Sonntag

Am Sonntagmorgen weckte uns wieder der strahlende Sonnenschein. Wir blieben aber noch eine ganze Weile liegen. Dann standen wir auf und begaben uns zur Feuerstelle. Während wir ein Feuer anzündeten, entschieden wir, dass wir schon heute nach hause gehen, da wir schon alles ausprobiert hatten, was wir erledigen wollten. Ich sendete meiner Mutter eine SMS mit dem Notfall-Handy. Sie schrieb, dass sie uns um 1730 abholen kommen will. Danach machte ich einen Besuch af der Latrine (nochmals->igitt)!! Wir backten uns danach 2 Brötchen und assen dazu etwas Trockenfleisch, nachdem ich unsere Latrine zugeschaufelt hatte. Später begannen wir schon etwas zu packen. Ich freute mich schon riesig auf etwas zu Essen und die Dusche...Und natürlich auf meine
Motörhead-CD`s. Das war das schlimmste am ganzen Survival=Keine Musik. Im Grossen und Ganzen war das Survival-Training ein riesen Erfolg. Wir haben viel gelernt, erlebt und gelacht. Am Feuer schnitzte ich mir einen Speer als Beschäftigung. Das Wetter war im Moment noch fantastisch. Nur ganz weit weg war eine Regenfront zu sehen. Uns begleitete übrigens die ganze Zeit eine Hummel, die wir liebevoll Bumble-Bee nannten. Dann beseitigten wir das Blachenzelt und schaufelten die Feuergrube zu. Jetzt hatten wir noch viel Zeit um nichts zu machen. Also machten wir auch nichts mehr, ausser dass wir noch den Rest vom Trockenfleisch assen. Stunden später klingelte beim Notfall-Handy der Wecker. Es war Zeit, aufzubrechen. Währenddessen war die Regenfront kurz vor uns. Nach 5 Minuten Marsch goss es wie aus Kübeln. Wir hatten noch gut 45 Minuten vor uns. Durchnässt erreichten wir die Haltestelle Schwanden Säge. Dummerweise mussten wir noch fast eine Stunde warten, da meine Eltern im Stau steckten. Als wir unseren Hunger nicht mehr aushielten, ging Patrick zu einem Haus und fragte um etwas zu Essen! Tatsächlich bekamen wir 2 Hamburger. Halleluja! Später fuhren uns meine Eltern nach Hause.

Fazit

Das waren 3 unvergessliche Tage. Das eins-sein mit der Natur, möglichst ohne Zivilisation war eine zusätzliche Lebenserfahrung. Mir haben am besten die endlosen Tage und die Ruhe. Ich kann Survival aber nur denen empfehlen, die kräftig sind und grössere körperliche und geistige Belastungen auf sich nehmen können. Ausserdem muss man sich sehr gut darauf vorbereiten und eventuell schon vor dem Survival weniger essen, sonst hungert man sich zu tode. Ich finde, wenn ich es noch mal machen würde, würde ich mich besser darauf einstellen. Ich war etwas schockiert, dass es so hart ist dort draussen. Wenn man nicht genügend plant und informiert, kann es sein, dass man in ernsthafte Schwierigkeiten geraten kann! Dafür hatten wir zum Glück keinen einzigen Zeckenbiss.

Gruss Damian
__________________
live fast-die old
Mit Zitat antworten