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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mein neuer Bogen


Lürbker
24.02.2013, 20:49
Hallo! Ich wollte mal kurz meinen neuen Bogen vorstellen.
Ich habe ja schon einmal einen Bogen gebaut. Allerdings war ich mit diesem nicht sonderlich zufrieden. Daher habe ich mir diesmal mehr Zeit gelassen, habe besseres und trockenes Holz verwendet.
das Ergebnis ist ein Eschenbogen mit Pflaumenholz verstärktem Griff.
174cm lang und eine Zugkraft von etwa 45 Pfund.

Habe ihn eben ein wenig geschossen und ich muss sagen er macht Spaß! Jetzt habe ich ihn eben geölt.

http://survival-forum.com/picture.php?albumid=76&pictureid=878

http://survival-forum.com/picture.php?albumid=76&pictureid=877

Lürbker
24.02.2013, 21:05
Ja die Pfeilgeschwindigkeit kann ich leider nicht messen. Eventuell geh ich mal in ein Bogengeschäft das auch Videoanalyse anbietet. Dann sollte die Messung der Pfeilgeschwindigkeit ja allemal drin sein.
Die Geschwindigkeit war für mich ein wichtiger Punkt. Insbesondere wenn ich jetzt mal, wenn auch nur theroretisch, an die Jagd denke.
Mit den stumpfen Blechspitzen schlägt es in ein Fichtenbrett aber schon ordentlich ein. Da dran eine schneidene Spitze und gute Nacht.
Mache eventuell in einem Monat mal ein Beschusstest durch alte Jacken und Stoffe. Ich bin mir sicher die halten schneide Spitzen nicht extrem auf.

Die Sehne ist aus Brownell Dacron b50. Das ist das Standardgarn. Ich habe ja sonst auch mit Reepschnur und und und probiert aber es ist so schon besser. Für 10€ bekommt man Material für massig Sehnen. Ich habe es zweifarbig gemacht.
Eine Sehne anzufertigen ist nicht schwer und lohnt sich auf jedenfall gegenüber den fertigen.

Auf dem Bild ist aber noch die Tillersehne.

Bushcraft
25.02.2013, 20:29
Würde mich mal interessieren wie viele Stunden in so einem Bogen steckt?

Ich find sowas Klasse, würde ich sicherlich nicht so hin bekommen.

Schwefelporling
25.02.2013, 20:56
Schön!! Freue mich auf weitere Fotos, auch von den Pfeilen, falls Du die selbst machst.

Lürbker
26.02.2013, 14:31
Wegen der Pfeilgeschwindigkeit habe ich bei einem Bogengeschäft angefragt. Ist kein Problem die Geschwindigkeit zu messen. Habe eventuell in 3 Wochen dafür Zeit.

Würde mich mal interessieren wie viele Stunden in so einem Bogen steckt?

Ich find sowas Klasse, würde ich sicherlich nicht so hin bekommen.

Versuch dich einfach mal dran! Ich bin sicher das du das schaffst. Man kann sich dabei ja auch viel Zeit lassen. Wichtig ist nur das man brauchbares Holz hat. Ansonsten ist die Arbeit eventuell für die Katz.

Also da steckt schon viel Arbeit drin. Ich schreibe mal kurz wie alles abgelaufen ist:

Kurz vor Weihnachten habe ich eine Esche mit Stammdurchmesser von etwa 15cm gefällt. Diese wurde dann auch direkt gespalten und entrindet. Die Enden habe ich dann versiegelt. Daher lagern jetzt mehrere Staves.
Wichtig (Jahresringe mindestens 3mm dick!)

Einen habe ich mir herausgesucht und grob vorgearbeitet. Also die grobe Bogenform war zu sehen aber noch bestimmt +2 cm zuviel. Hat den Grund damit sich beim trocknen der Bogen nicht so stark verzieht.

Etwa 8 Wochen durfte der Rohling dann bei 18°C-20°C trocknen. Zur Kontrolle misst man einfach täglich das Gewicht und kann so über die Trocknungsfunktion sehen wie trocken der Bogen ist. Ich habe allerdings nur die ersten Tage gemessen und danach ein mal in der Woche. Im Bogenforum sagten die meisten nach 4 Wochen könne man problemlos daran weiterarbeiten. Bei mir wurden es dann 8 Wochen.

Ab da an wurde die Bogenform genauer ausgearbeitet und ich habe dann noch den Griff mit Pflaumenholz belegt. Das hatte rein optische Gründe da ich Pflaumenholz liebe. Des weiteren waren die beiden Bäume mal Nachbarn ;-)

Als die Bogenform endgültig fertig war, mit Sehnenkerben und Griff, habe ich mich dann an das Tillern gemacht. Dazu spannt man den Bogen immer und immer wieder mehr auf. (Tillerstock bauen!) Ziel ist die gleichmäßige Biegung der Wurfarme.
Als das erreicht war habe ich dann das Zuggewicht gemessen und den Auszug. Damit zufrieden wurde der ganze Bogen noch geschliffen und abschließend 3 mal mit rohem Leinöl behandelt. Jetzt trocknet dieses, bzw härtet aus.

Hier ein toller Link. Die Anleitung ist genau so auch im "Das Bogenbauer-Buch - Europäischer Bogenbau von der Steinzeit bis heute" zu finden:

http://www.traditional-archery.eu/bogenschiessen/de/_downloads/BauanleitungfreineneinfachenBogen.pdf

Die reine Arbeitszeit an dem Bogen würde ich auf etwa 12 Stunden setzen.
Beim nächstenmal wäre ich aber sicherlich schneller da ich nun weiß wo ich etwas gröber arbeiten kann.
Beim Tillern hat mir ein Schweifhobel sehr geholfen.


Schön!! Freue mich auf weitere Fotos, auch von den Pfeilen, falls Du die selbst machst.

An den Pfeilen bin ich auch dran. Ich werde verschiedene Spitzen anfertigen. Birkenpech für die Federn muss ich auch ersteinmal wieder machen.
Leider habe ich kaum noch Feuerstein und könnte daher gut welchen gebrauchen. Glas werde ich auf jedenfall auch verwenden.
->
Falls jemand aus Norddeutschland oder einer anderen Feuersteinreichen Region kommt würde ich mich über große Steine freuen. Porto und Aufwandsentschädigung sind natürlich ehrensache. Bei besonderes Großen Steinen würde ich auch ein Messer tauschen.

Lürbker
29.04.2013, 14:31
Noch ein kleiner Nachtrag:

Der Bogen ist mit 45# doch für einen Anfänger nicht so einfach zu händeln.
Das hat nichts mit Kraft zu tun. Die Bewegungsabläufe müssen fließend werden und man möchte ja auch was treffen können.
Nachdem ich einschlägige Bücher durchforstet habe, und mich mehr und mehr mit dem Thema beschäftigte, habe ich noch einen weiteren Bogen gebaut.
Da es ja primär um die Jagd geht wurde der Bogen kürzer. Dadurch erhöht sich die Pfeilgeschwindigkeit. Dazu wurde das Holz auch gedämpft und andere kleinere Faktoren beachtet.
Der neue Bogen hat "nur" 36#
Damit schieße ich wesentlich sauberer und die Pfeile sind um ein vielfaches schneller. Weitschüsse lagen um die 180 Meter.
Schüsse auf ein Fichtenbrett, 2,5cm dick, Entfernung 12 Meter zeigten folgendes Ergebnis:

-Stahlspitze mit einem Durchmesser von 5,5mm drangen etwa 2cm ein.

-Selbstgemachte Pfeile mit Nagelspitzen, Durchmesser 4mm, schneidende Spitze kaltverfestigt 10mm breit durchschlugen das Holz.

Weitere Spitzen werde ich testen!

Desweiteren habe ich die Stoppwirkung von diversen Textilien kurz getestet.
Also ein Pulli + T-Shirt oder eine Jeans stoppen fast nicht.
Das erklärt auch die vielen leichten Bögen der verschiedenen indogenen Völker in Südamerika und Afrika. Die Bögen reichen aus um ein Tier zu töten oder so sehr zu verwunden damit man es fangen kann.

Im Buch "Der gebogene Stock" von Paul Comstock wird auch viel über das Zuggewicht erklärt (Seite 32). Um "gefährlich" zu sein reichen 30# aus. Diese durchschlagen einen Menschen! Der Autor schreibt das ein 45# Bogen einen Hirsch ohne Probleme auf der üblichen Jagdistanz (maximal 25 Meter) tötet.
Ich finde es wichtig hier auch den Menschen anzuführen da einem bewusst sein muss wie gefährlich ein Bogen ist!!!

Desweiteren schreibt er das ein 50# Bogen alles bis zum Kodiakbären sicher erlegbar sei. Der Grund wieso man höhere Zuggewichte nehmen würde ist schlicht und einfach die Sicherheit. Die Bögen schießen über eine längere Distanz "gerade" was einfach mehr Sicherheit bringt da man auch dann noch trifft.

Ich werde mich mehr mit dem Thema beschäftigen und wohl noch einige Bögen bauen. Auf jedenfall kürzere Jagdbögen, auch wenn es mehr Aufwand ist und man mehr beachten muss.
Derzeit treffe ich auf 15m ein DINA-4 Blattsehr sicher.
Das ist noch nicht annähernd gut. Daher muss ich üben üben üben.

Ich bin einfach begeistert von der Leistungsfährigkeit einer so leichten Waffe. Ein Bogen wiegt nicht viel und man kann ihn mit einfachsten Mitteln bauen sowie reparieren. Weitere Vorteile sind die geringen Kosten für einen selbstgebauten Bogen. Meine Mitmenschen waren doch sehr verblüfft wie viel Power in so einem "Flitzebogen" steckt. Dazu kommt noch das ein Bogen sehr leise im Vergleich zu anderen Jagdwaffen ist.

Demnächst stelle ich dann auch noch ein paar selbstgemachte Pfeile vor.
Würde mich freuen wenn die Armbrustfraktion auch mal was vorstellt und die Erfahrungen mitteilt.

Gruß Lürbker

Schwefelporling
30.04.2013, 21:56
Klingt beeindruckend! Ich freu' mich schon auf die Dokumentation der Pfeile.
Doch eins ist mal klar: Selbst wenn man mit einem Bogen auch auf 50m noch mit genug Durchschlagskraft schießen und treffen kann, sollte man das Anpirschen beherrschen. z.B. Rehe lassen einen normalerweise nicht so nah herankommen; auch Gänse oder Fasane machen sich gerne früh davon. Das Schießen selber ist ja nur eine Seite der Medaille bei der Bogenjagd.

Mir macht das Schießen zwar Spaß, und ich glaube, mit geraden Pfeilen und einem einfachen Bogen treffe ich ein DinA4 Blatt auf 40- 50m, aber ich habe mich erst einmal (mit Mißerfolg) an das aufwändige Bearbeiten eines Bogens gemacht... Beim nächsten Bogen mache ich es mir einfacher; vielleicht nicht so einfach wie als Kind, aber da wird nicht lange geschnitzt und gefeilt. Beim nächsten Mal, daß ich eine Eibe runterschneide oder rode, hebe ich mir einfach einen brauchbaren Ast auf und dann mal gucken, was sich draus machen läßt. Wahrscheinlich nichts, womit ich einen Kodiak in die Flucht schlagen oder einen Bison erlegen könnte, aber schießen und auf 20m treffen kann man damit bestimmt. Nur mit welchen Pfeilen? Da müßte ich doch mal die Wärmebehandlung üben, wahrscheinlich mit Haselholz.

Lürbker
06.05.2013, 15:30
Also so eine Treffsicherheit habe ich noch lange nicht. Ich habe leider nicht die Möglichkeit täglich zu üben. Also was ich bisher den Büchern entnehmen konnte ist das man auf 20 Metern einen 10cm x 10cm Ziel treffen sollte. Das möchte ich natürlich auch irgendwann erreichen.
Anpirschen ist natürlich am schwersten. Ich werde mir im Wald wohl mal einen oder zwei Bäume suchen die an Wildwechseln liegen und beobachten. Sowas braucht natürlich Zeit und sicherlich Erfahrung. Erfahrung gibt es nur durch machen.
Da ich in 2 Jahren mit dem Jagdschein anfangen will ist es nur von Vorteil wenn ich mich schon vorher mit der Thematik beschäftige.

Ab Donnerstag hoffe ich dann mich ganz den Pfeilen widmen zu können. Für mindestens 2 Tage.

Interessant ist es noch das bei der Bogenjagd die Pfeilgeschwindigkeit zwar wichtig, aber die Pfeilmasse doch wesentlich wichtiger ist. Auch das meist zweischneidige Klingen effektiver sind als dreischneidige.

Schwefelporling
06.05.2013, 20:54
Interessant ist es noch das bei der Bogenjagd die Pfeilgeschwindigkeit zwar wichtig, aber die Pfeilmasse doch wesentlich wichtiger ist.

Alles klar; dann ist wohl von dem Tipp wenig zu halten, in der holzarmen Tundra Pfeile aus superleichtem Schilfrohr zu machen. Kam mir gleich etwas dürftig vor. Da kann man wohl besser 'ne Steinschleuder bauen, und damit den Lemmingen nachstellen.

Zur Pirsch: Gehe abends mal laaangsam und vorsichtig den Waldrand entlang, im Schutz der Bäume. Wenn's geht, gegen den Wind; wenn die Sonne am Horizont verschwindet. Ab und zu mal zwei, drei Minuten stehenbleiben, horchen und gucken.
Rehe haben übrigens in für sie gut geeigneten Gebieten einen ziemlich kleinen Aktionsraum; anders als Wildschweine kann man sie mit großer Wahrscheinlichkeit jeden Tag auf der selben Wiese wiederfinden. Mit anderen Worten; wenn das Wetter stimmt (möglichst "laut" und etwas windig), tarnt man sich und passt sie ab! Während ihrer Ruhezeit in ihrem Versteck, oder dort, wo sie gerne äsen. Ein Mückenschleier vor dem Gesicht wirkt Wunder, und immer cool bleiben, wie ein Chamäleon. Dann, zack. Foto machen.

mogusch
06.05.2013, 23:13
Alles klar; dann ist wohl von dem Tipp wenig zu halten, in der holzarmen Tundra Pfeile aus superleichtem Schilfrohr zu machen. Kam mir gleich etwas dürftig vor. Da kann man wohl besser 'ne Steinschleuder bauen, und damit den Lemmingen nachstellen.

Zur Pirsch: Gehe abends mal laaangsam und vorsichtig den Waldrand entlang, im Schutz der Bäume. Wenn's geht, gegen den Wind; wenn die Sonne am Horizont verschwindet. Ab und zu mal zwei, drei Minuten stehenbleiben, horchen und gucken.
Rehe haben übrigens in für sie gut geeigneten Gebieten einen ziemlich kleinen Aktionsraum; anders als Wildschweine kann man sie mit großer Wahrscheinlichkeit jeden Tag auf der selben Wiese wiederfinden. Mit anderen Worten; wenn das Wetter stimmt (möglichst "laut" und etwas windig), tarnt man sich und passt sie ab! Während ihrer Ruhezeit in ihrem Versteck, oder dort, wo sie gerne äsen. Ein Mückenschleier vor dem Gesicht wirkt Wunder, und immer cool bleiben, wie ein Chamäleon. Dann, zack. Foto machen.

Dem kann ich nur voll & ganz zustimmen.
Als wir noch in Rudersberg unsere regelmäßigen sommerlichen abendspaziergänge durchgführten, gab´s oft genug reh-wild zu sehen. Mehr od weniger auf den selben wiesen od waldstücklen.